Henning Günther, Professor für Landschafts- und Gartenbau an der HTW Dresden, erforscht die Potenziale von schwimmenden Vegetationsstrukturen für urbane Gewässer. Diese sogenannten „Lebenden Inseln“ sind an die Standortbedingungen auf urbanen Gewässern besonders gut angepasst, da sie in Hitzeperioden weder an Trockenstress leiden und noch bei Hochwasser durch Überstau geschädigt werden können. Gleichzeitig sind sie ein wichtiger Lebensraum für aquatische Lebensgemeinschaften. Sie verbessern das Stadtklima aufgrund erhöhter Verdunstung sowie die Selbstreinigungskraft des Gewässers ähnlich einer schwimmenden Pflanzenkläranlage. Insbesondere für städtische Gewässer wie die Spree in Berlin oder das Speicherbecken in Hamburg können die Strukturen einen wertvollen Beitrag leisten, da diese Gewässer aufgrund ihrer geringen Fließgeschwindigkeiten natürlichen Stillgewässern ähneln.
„Vergleicht man diese 'Lebenden Inseln' mit natürlichen Vorbildern wie Schwingrasen sowie mit künstlichen, schwimmenden, begrünten Konstruktionen wird deutlich, dass die Vielzahl an Wirkungen nur durch lebende Inseln erreicht werden kann, denn natürliche Schwingrasen können sich nicht auf städtischen Gewässern entwickeln.“, so Günther. „Die bisherigen technischen Konstruktionen sind nicht ausreichend langlebig und können immer nur einen Teil der Wirkungen erreichen. Zudem schränken die mit den technischen Konstruktionen dauerhaft in die Gewässer eingebrachten Materialien wie Kunststoffe, Aluminium oder Stahl deren ökologische Wirkung erheblich ein bzw. stehen im Widerspruch zu ökologischen Entwicklungszielen.“ Bei der Herstellung der schwimmenden Pflanzeninseln sollen deshalb ausschließlich organische bzw. biologisch abbaubare Materialien eingesetzt werden. Pflanzen und Pflanzenbestände werden als lebender Baustoff nach technischen und ökologischen Erkenntnissen zum Schutz von Boden, Infrastrukturen und zur Landschaftsentwicklung eingesetzt.
Über ECOMED
Im Rahmen des Erasmus-Projektes ECOMED (soil and water bioengineering in the Mediterranean ecoregion) werden ingenieurbiologische Methoden zur Gewässerentwicklung für den mediterranen Raum von Partnern aus Forschung und Praxis aus 8 Ländern zusammengetragen. Aus diesen Methoden sollen Lehrangebote für die Ausbildung im Bereich der Ingenieurbiologie entwickelt werden. Die Projektleitung liegt bei der Hochschule Madrid (Universidad Politécnica de Madrid/ UPM). Die Tagung fand Ende November 2018 in Madrid statt. Weitere Informationen: http://ecomedbio.eu/
KontaktFakultät Landbau/Umwelt/Chemie
Prof. Dr. Henning Günther
henning.günther@htw-dresden.de
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