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Jetzt zu SAP BW on HANA wechseln – sinnvoll oder überstürzt?

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SAP HANA ist inzwischen, gerade im Hinblick auf das SAP Business Warehouse (SAP BW), in aller Munde. Die neue Technologie ist leistungsstark und vielversprechend, demzufolge sind die Erwartungen hoch. Aber ist diese Lösung auch für alle Unternehmen sinnvoll einsetzbar? Wir haben dazu mit unserem Experten fürs Business Warehouse, Tino Scharnbeck, gesprochen. Das Interview entstand  am Rande eines BIT.Group Projektes, bei welchem verschiedene Testinstallationen von SAP BW on HANA zu Validierungszwecken in der BIT.Cloud durchgeführt wurden.

Portrait Tion Scharnbeck

BIT-Experte für Business Warehouse, Tino Scharnbeck

SAP HANA wird heute im Zusammenhang mit Begriffen wie Big Data, Real Time Reporting oder In-Memory Datenbanken gebraucht. Kannst du bitte erklären, wie die Begriffe einzuordnen sind und was das Neue von Seiten der SAP ist?
Von den Begrifflichkeiten sollte man sich nicht verwirren lassen. Big Data bringt zum Ausdruck, dass große Datenmengen in Real Time, also ohne wesentlichen Zeitverzug, verarbeitet werden können. Das wird mit modernen Technologien möglich, wie Datenbanksystemen, in denen die Daten komplett im Speicher – also „In-Memory“ – gehalten werden. Es gibt eine Vielzahl weiterer Begriffe in diesem Zusammenhang, wie spaltenbasierte Datenorganisation („Column Store“) oder HADOOP für verteilte Datenverarbeitung. Das alles sind moderne Architekturen bzw. Technologien im Umfeld hoch performanter Datenbanken. HANA ist das Datenbanksystem der SAP, welches diese neuen Technologien vereint und für eine erhebliche Leistungssteigerung der SAP Systeme sorgt. Da im SAP BW die meisten Daten verarbeitet werden, ist dieses für einen Einsatz mit HANA prädestiniert. Prinzipiell kann HANA aber auch für SAP-fremde Anwendungen genutzt werden.

Also ist SAP HANA ein ganz normales Datenbankmanagementsystem?
Ja und nein. Für ein einfaches Verständnis kann man HANA als einen leistungsstarken Datenbankserver auffassen, der alle Daten vollständig im Arbeitsspeicher aufbewahrt. Auf diese kann mittels SQL, der Standardabfragesprache für Datenbanken, zugegriffen werden. Deshalb ist HANA auch unabhängig von den SAP Modulen einsetzbar. Aber insbesondere im Zusammenhang mit den SAP Komponenten und speziell mit SAP BW kommt HANA eine besondere Bedeutung zu. Man spricht hier von einem Paradigmenwechsel, welcher zu Konsequenzen in der Softwareentwicklung und einer weitreichenden Neuentwicklung der SAP Anwendungen führt.

Kannst du bitte etwas genauer erläutern, wie dieser Paradigmenwechsel zu verstehen ist?
Die bisherige Philosophie der SAP bestand darin, die gesamte Business Logik der unterschiedlichen Anwendungen – und auch des SAP BW – im Applikationsserver mittels der SAP-eigenen Programmiersprache ABAP zu entwickeln. Der Anwendungsserver war bislang die leistungsstärkste und ressourcenintensivste Komponente des SAP Systems. Die Daten wurden von der Datenbank in die Anwendungsschicht geladen und dann mittels ABAP-Logik prozessiert. Mit HANA hat sich das Kräfteverhältnis verschoben. Hier ist das Datenbanksystem, welches neben Datenverwaltungsoperationen auch über hoch performante Berechnungs- und Suchalgorithmen verfügt, die leistungsstärkste Komponente. Um diese Leistungsfähigkeit vollumfänglich nutzen zu können, muss die Business Logik nach HANA, also direkt auf den Datenbankserver, gebracht werden. Das nennt man „Code Pushdown“. Insbesondere im SAP BW ist das von besonderer Bedeutung. Hier werden Massendaten verarbeitet und Performanceeinbußen beim Übertragen der Datensätze von einem zum anderen Server potenzieren sich. Letzten Endes bedeutet das aber, dass Teile der SAP Funktionalitäten neu entwickelt werden müssen. Auch beim Kunden bedingt dies ein Umdenken in der Anwendungsentwicklung, wie z.B. bei der Modellierung im SAP BW.

Mit SAP HANA geht also alles ganz schnell und lange Berichtslaufzeiten sind Vergangenheit. Aber gibt es auch konkret messbare wirtschaftliche Vorteile?
Wer bereits SAP BW im Einsatz hat, kann prinzipiell von einer Migration auf HANA profitieren, da sich die Betriebskosten senken lassen. Lass mich das kurz erläutern:

In einem ausgebauten SAP Business Warehouse sind viele Datenflüsse implementiert. Daten werden aus dem Quellsystem extrahiert, bearbeitet und in mehreren Ebenen physisch zwischengespeichert. Mit HANA besteht keine zwingende Notwendigkeit, die Daten redundant zu speichern. Außerdem greifen HANA-spezifische Komprimierungsverfahren, welche zusätzlich eine Datenverdichtung um den Faktor 4 bis 6 ermöglichen. Im Endeffekt benötigt man mit HANA also weniger Speicherplatz. Entscheidender als der eingesparte Speicherbedarf ist jedoch der reduzierte personelle Aufwand für das Monitoring der Datenladeprozesse, für Reorganisationstätigkeiten auf Datenbankebene und für Neu- und Weiterentwicklungen analytischer Anwendungen. Jeder, der ein klassisches SAP BW betreibt, kennt die Problematik: Für die zur Beladung eingeplanten Prozessketten muss ein Monitoring durchgeführt werden. Es kann aus unterschiedlichen Gründen zu Abbrüchen in den Ladeprozessen kommen. Je größer das zu ladende Datenvolumen ist, desto höher ist das Risiko solcher Abbrüche. Bei jedem Abbruch muss die Ursache analysiert und die Beladung korrigiert werden. Das bindet personelle Ressourcen. Mit reduzierter Datenmenge und insbesondere eingesparten Datenflüssen unter HANA reduziert sich auch der eben beschriebene Aufwand für den Betrieb eines Business Warehouse. Noch signifikanter ist die Aufwandsreduktion in der Entwicklung oder Weiterentwicklung von analytischen Anwendungen. Jede Anpassung am Datenmodell zieht in der Regel einen nicht unerheblichen Aufwand für Neu- oder Korrekturbeladungen nach sich. Mit HANA reduziert sich dieser Aufwand. Zugegebenermaßen kommen diese Aspekte nur zum Tragen, wenn das bestehende Datenmodell konsequent umgestellt wird. Dabei wurde noch nicht betrachtet, dass jetzt ganz neue Auswertungen möglich sind, welche Entlastungen im Kerngeschäft oder Wettbewerbsvorteile bedeuten. So können mit HANA beispielsweise bislang aufwändige Stresstests in Banken simultan zum laufenden Geschäft durchgeführt werden. Das ermöglicht ein effizienteres Risikomanagement. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Muss dann aber mit der Einführung von SAP HANA die komplette SAP BW Architektur überarbeitet werden?
Nein, das ist nicht der Fall. Für die bestehenden Anwendungen genügt es, zunächst eine technische Migration durchzuführen. Man tauscht einfach das bestehende Datenbanksystem aus. Anstelle der vorhandenen MaxDB oder DB2 Datenbank übernimmt nun HANA die Aufgaben der Datenhaltung des SAP BW Systems. Alles funktioniert wie bisher. Allerdings sollte man direkt im Anschluss die vorhandenen Cubes umsetzen. Hierbei ist lediglich pro Cube ein Häkchen zu setzen. Das bewirkt im Hintergrund eine Reduktion der Datenbanktabellen und weitere Optimierungen auf Datenbankebene. So kommen erste Vorteile, z.B. eine wesentlich schnellere Berichtsausführung, unmittelbar zum Tragen. Neuentwicklungen würde man ab jetzt jedoch voraussichtlich nicht mehr mit den klassischen InfoProvidern durchführen. Man kann diese zwar weiter verwenden, verzichtet damit aber auf eine Reihe von Vorteilen, welche die neuen HANA-spezifischen InfoProvider mitbringen.

Es gibt neue InfoProvider? Was ist denn mit den unter SAP BW 7.3 erst neu eingeführten InfoProvidern, wie SPO, HybridProvider usw.?
Wie gesagt, es geht nichts verloren. Aber man benötigt mit HANA eine Vielzahl von den bekannten BW Objekten aus dem klassischen SAP BW nicht mehr. Die Objekte im klassischen SAP BW sind so konstruiert, dass sie Performancenachteile der Datenbanken minimieren, indem z.B. große Datenmengen über mehrere Tabellen der Datenbank partitioniert und damit schneller durchsuchbar werden. Mit dem Einsatz von HANA ist das nicht notwendig. Damit hat die SAP auch begonnen, die Vielzahl der bis heute verfügbaren InfoProvider auf nur wenige Objekte mit strategischer Bedeutung zu reduzieren. Zukünftig kann man sich im Wesentlichen auf den neuen CompositeProvider konzentrieren, wenn es darum geht, verschiedene Informationsquellen in einer virtuellen Schicht zusammenzuführen, die dann als Grundlage der Berichtsdefinition mit dem QueryDesigner dient. Hier sind jetzt lange vermisste JOIN-Operationen, wie INNER und OUTER JOIN möglich, welche mehrere Tabellen nach verschiedenen Regeln zusammenführen können.
Das wichtigste Objekt für den Fall, dass Daten physisch in der Datenbank gespeichert werden müssen, ist das Advanced DSO (ADSO). Die vormals symbolträchtigen BW Objekte InfoCube und MultiProvider sind, zumindest für Neuentwicklungen, mehr oder minder bedeutungslos geworden.

Ist ein Umstieg auf SAP HANA ratsam? Wie lautet deine Empfehlung?
Man muss sicherlich nichts überstürzen. Wer ein stabiles SAP BW System betreibt und kein riesiges Datenvolumen zur Auswertung bringt, ist mit dem klassischen SAP BW noch immer gut aufgestellt. Ein paar Millionen Datensätze kann ein SAP BW System auch ohne HANA ausreichend performant verarbeiten. Es schadet jedoch nicht, bei neuen Entwicklungstätigkeiten mitzudenken, dass ein späterer Umstieg notwendig werden könnte. Wer sich heute richtig aufstellt, kann später sehr viel Zeit und Geld bei einer Umstellung sparen.
Wer jedoch bereits ein Datenvolumen im Terabyte-Bereich auszuwerten hat oder eine hohe Entwicklungstätigkeit im Datenmodell vor sich sieht, der sollte einen Umstieg schon jetzt in Erwägung ziehen. Eine Reihe neuer Produkte und Funktionalitäten werden seitens der SAP inzwischen nur noch für HANA entwickelt und ausgeliefert, z.B. die neue Planungsanwendung.  Wer diese benötigt, darf sich mit SAP BW on HANA immerhin auf ein Produkt freuen, das sich bereits bei ca. 2.500 Kunden bewährt hat.

Testinstallationen und Beratungsgespräche, wie wir diese aktuell in der BIT.Group anbieten, können dann Aufschluss über kundenspezifische Besonderheiten für eine anstehende Migration geben. Es gibt dabei unterschiedliche Strategien. Welche die richtige ist, hängt von den Gegebenheiten beim Kunden ab. Für Fragen oder Beratungsbedarf stehen meine Kollegen und ich natürlich immer gerne zur Verfügung.

Vielen Dank, Tino, für die aufschlussreichen Erläuterungen!

Ihr Kontakt zum Thema SAP BW on HANA:
Martin Häßner
Business Unit Manager Sales
T +49 3591 5253 – 0
sales@bitgroup.de

 

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