Am 18. April 2018 hatte ich das Vergnügen, eine SPECIAL EDITION des Expertenfrühstücks zu moderieren und durch einen spannenden Vormittag in der Wiener Albert Hall zu begleiten. Dietmar Dahmen, Zukunftsexperte und hoch motivierender Visionär, nahm uns mit auf eine Reise durch das Themenuniversum „Wandel, Innovation und Zukunft in 20 Jahren“. In den anschließenden Lightning Talks brachten vier Vertreter von Österr. Post, Flughafen Wien, PORR und Österr. Lotterien ihre Visionen auf den Punkt. Über 120 Gäste im Publikum, quer durch alle Branchen, wollten sich dieses Programm nicht entgehen lassen.
Intro: Die gemeinsame Reise in die Zukunft von ANECON und Nagarro
Anlässlich 20 Jahre ANECON, auf die wir heuer zurückblicken dürfen, und unseren Zusammenschluss mit Nagarro, wollten wir eine ganz besondere Ausgabe des Expertenfrühstücks gestalten und widmeten sie dem Thema „Zukunft“. „Dear Future, I’m ready!“ war das Motto der Veranstaltung.
Die beiden Geschäftsführer Hannes Färberböck und Damianos Soumelidis läuteten den Vormittag ein und erzählten dem Publikum warum der Zusammenschluss von ANECON und Nagarro ein wichtiger Gestaltungsschritt zur Zukunftssicherung ihres Unternehmens ist. Sie verstärken einander mit einem starken lokalen Footprint einerseits und der internationalen Expertise andererseits. Es ist ein Garant für inhaltliches und größenmäßiges Wachstum; beides ist im Zeitalter der Digitalisierung so unendlich wichtig.
![Full House beim Expertenfrühstück: Hannes Färberböck & Damianos Soumelidis (GF Nagarro) über die gemeinsame Zukunft von ANECON und Nagarro vor mehr als 120 Gästen]()
Full House beim Expertenfrühstück: Hannes Färberböck & Damianos Soumelidis (GF Nagarro) über die gemeinsame Zukunft von ANECON und Nagarro vor mehr als 120 Gästen
Keynote: Futurist & Visionär Dietmar Dahmen
Zukunftsexperte Dietmar Dahmen nahm uns mit auf eine Reise durch das Themenuniversum Wandel, Innovation und IT in 20 Jahren. Wer wen nicht er weiß, wie es in der Zukunft aussehen wird – schickte er uns doch schon im Vorfeld der Veranstaltung eine Nachricht aus der Zukunft.
Gestartet hat Dietmar Dahmen seinen Vortrag allerdings mit einer Reise in die Vergangenheit. Wie hat man sich 1900 die Welt im Jahr 2000 vorgestellt? Der technologische Fortschritt wurde gut prognostiziert, allerdings ist man der Fehlannahme unterlegen, dass sich die Gesellschaft nicht ändert. Dabei gibt es eine Wechselwirkung zwischen Technologie und Gesellschaft, die man nicht außer Acht lassen darf. Menschen entwickeln neue Technologien. Die wiederum haben einen Einfluss auf den Menschen und die Gesellschaft. Waren um 1900 noch Masse und Standardisierung das Ziel, ist es heute Individualität und Flexibilität. Beides wird durch Digitalisierung ermöglicht.
Dietmar Dahmen verdeutlichte es in anschaulichen Beispielen: Die Aussage, die viele noch aus ihrer Kindheit kennen: „was auf den Tisch kommt, wird gegessen“ hat heute keine Relevanz mehr. Jeder isst was er will, wann er will, wie er will. Ein weiteres Beispiel: Lernprogramme stellen sich auf die Lernschwäche des Schülers ein und passen die nächsten Aufgabenstellungen dementsprechend an. Womit wir schon mitten in den Technologien des 21. Jahrhunderts – Künstliche Intelligenz – sind.
„KI ist unheimlich fleißig und unvoreingenommen.“
Nicht weil wir heute so viel intelligenter sind, werden gerade jetzt so viele neue wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Durch KI haben wir die Möglichkeit, Forschungsergebnisse und Daten der letzten Jahrzehnte zu analysieren, zu kombinieren und dadurch neue Schlüsse zu ziehen. Wer von uns Menschen möchte sich durch Tonnen alter Dokumente durcharbeiten?
![Dietmar Dahmen, Zukunftsexperte, Visionär & Querdenker über die Zukunft der IT]()
Dietmar Dahmen, Zukunftsexperte, Visionär & Querdenker über die Zukunft der IT
Der Mensch mit all seinen individuellen Wünschen wird in den Mittelpunkt gestellt. Customer Experience ist entscheidend und schlägt alles (Preis, Lieferzeit, …). Die Bedürfnisse der Menschen an sich ändern sich nicht, sondern das WIE ändert sich. So bleibt z.B. der Wunsch nach Musik. Wir müssen dafür allerdings nicht mehr in ein Konzert gehen. Die Technologien Musik zu konsumieren wird fortlaufend durch neue abgelöst, so wie Vinyl durch CD, der iPod durch Spotify.
Dahmen zieht den Vergleich zwischen Städten und Plattformen, wobei die Plattform in allen Disziplinen gewinnt mit dem Ziel der maximalen Dominanz.
„Fortschritt hängt nicht davon ab, wie smart du bist, sondern wie connected du bist.“
Von künstlicher Intelligenz, IOT, Coboter, 3D-Druck über Sharing und Blockchain, die für ihn der digitale Beweis ist und somit Schutz vor Fälschung, bis hin zu VR & AR, Voice und Gehirn Maschine Interface hat uns Dietmar Dahmen die neuesten Trends, die die Welt prägen und verändern werden nähergebracht.
„Roboter werden 80% der Jobs übernehmen, aber 85% der neuen Jobs gibt es heute noch nicht!“
Dietmar Dahmen ist ein begnadeter Vortragender und Visionär. Er schafft es, hoch komplexe, technisch ‚trockene‘ Themen durch plakative Beispiele greifbar zu machen. Und das auf sehr unterhaltsame und einprägsame Weise. Es war uns eine Freude ihn als Keynotespeaker begrüßen zu dürfen.
>> Lesen Sie mehr zu Dietmar Dahmen in einem inspirierenden Interview, welches ich ihm Vorfeld mit ihm führen durfte: Digitalisierung ist das Ende des Massendenkens!
Lightning Talks mit Praxiseinblicken
Für die zweite Hälfte des Vormittags haben wir uns ein ganz spannendes Format vorgenommen – Lightning Talks. 4 Vertreter aus IT-Organisationen unterschiedlicher Unternehmen aus unserem Kundenumfeld, brachten eine ihrer Visionen oder konkreten Vorhaben unter dem Motto „Dear Future, I’m ready!“ in jeweils 10 Minuten auf den Punkt. Das Publikum fungierte als Timekeeper, denn nach 10 Minuten bedankt sich das Publikum beim jeweiligen Vortragenden durch einen kräftigen Applaus und begrüßt den nächsten Speaker.
Das Format ist voll aufgegangen. In 40 Minuten haben wir Einblick in 4 tolle, innovative Unternehmen bekommen und erfahren, mit welchen Ansätzen sie den Herausforderungen der digitalen Zukunft begegnen.
Horst Bratfisch, Österreichische Post AG
Digitalisierung verändert die Logistik nachhaltig. Autonome Zustellung, sei es via selbstfahrender Autos, LKWs oder Drohnen, ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern bereits in der Gegenwart angekommen. Es gibt erste erfolgreiche Versuche. Bei der Österreichischen Post ist die Individualität des Kunden im Zentrum der Betrachtung.
Die Zahl von 10.000 Mitarbeiter in der Zustellung ist trotz Digitalisierung weiter im Wachsen – Stichwort Crowd Logistics od. Grey Logistics (Trend aus US) – zu jeder Zeit wissen welches Paket wo ist. Hier kommt Assistent Reality in der Logistik / Paketverwaltung zum Einsatz. Zuordnung von Paketen, Kennzeichnung, Zustellungsart ist bereits heute möglich. Brillen werden eine Reihe von Displays von heute ersetzen, und können auch in der last Mile Anwendung finden.
Horst Bratfisch ist überzeugt, dass eine Zukunftsvision, welche die Logistik revolutionieren wird, der 3D Druck ist. Bis es soweit ist, werden alle Logistiker von Amazon angetrieben, und dieses Feuer entflammt auch in der Post!
![Im Bild: Horst Bratfisch, Leitung Anwendungsentwicklung, Österreichische Post AG]()
Horst Bratfisch, Leitung Anwendungsentwicklung, Österreichische Post AG
Susanne Ebm, Flughafen Wien AG
Der Flieger Richtung Destination Digitalisierung ist am Flughafen Wien schon längst abgehoben. Die IT beschäftigt sich intensiv mit vielen neuen Themen und Technologien, die mit der Digitalisierung Einzug halten. Von den vielen Zukunftsthemen greift Susanne Ebm zwei konkret heraus:
Seemless travel bzw. Biometrische ID: das freie Bewegen am Flughafen wie z.B. die Gepäckabgabe, der Lounge-Zugang, die Ticket Bereitstellung, der Check in – alles ohne ständigem Ausweisen. Die Kunden erwarten mehr denn je ein nahtloses und homogenes Reiseerlebnis. So zeigt eine weltweitere IATA-Umfrage mit knapp 11.000 Teilnehmern, dass etwa 64% der Passagiere eine digitale biometrische Identität zur Wiederverwendung in sämtlichen Prozessschritten bevorzugen würden. Für viele ein Komfort, der aber auch eine datenschutzrechtliche Seite hat, die es zu beachten gibt.
Selbstfahrende Fahrzeuge: sowohl am Flughafen-Vorfeld ein Thema (Ramp Agents, Gepäckbeförderung, etc.), als auch in Bezug auf die Passenger Journey. Man könnte sich die Frage stellen: werden durch autonome Autos in Zukunft Parkgaragen am Flughafen überhaupt noch gebraucht? Hier sind neue Denkmodelle erforderlich, mit denen wir uns in nächster Zeit beschäftigen werden.
Mit 10 km² Fläche, 24.4 Mio Reisende, 74 Airlines, 92 Shops /Restaurants und 500.000 m2 vermietbare Fläche kommt der Flughafen Wien einer Smart City gleich. Es wird hier in nächster Zeit sehr viel passieren, dass jeder Reisende selbst erleben wird.
Interessiert an mehr Insights zum Flughafen? Dann lesen Sie auch das Interview mit Susanne Ebm.
![Susanne Ebm, Leitung Informationssysteme, Flughafen Wien AG]()
Susanne Ebm, Leitung Informationssysteme, Flughafen Wien AG
Hrvoje Petrovic – Head of Building Information Modelling – PORR AG
Wir erfahren, dass die Baubranche in Bezug auf Digitalisierung Schlusslicht in allen Statistiken ist. Sei es der Einsatz neuer Technologien oder Investitionen in R&D. Hauptproblem ist die mangelnde Standardisierung, sowie Menschen der Baubranche, die mit Digitalisierung nichts anfangen können.
PORR hat bereits vor 10 Jahren das Programm BIM gestartet – eine digitale Einheit im Konzern – und ist ihres Zeichens Vorreiter in der Branche. Sie sind heute in der Entwicklung vom Baukonzert zum Technologiekonzern. Mit einem Wachstum von 10 auf 400 Mitarbeitern, sind sie auf dem Weg zur digitalen Baustelle. Die Arbeitsplätze haben sich grundlegen geändert, angefangen von der Zusammenarbeit in der Cloud bis hin zur Kommunikation über automatisch generierte 3D Modelle. Aber es ist noch viel zu tun. Es gibt noch zu viele Systeme und das Ziel der Roadmap 2020: 3-4 Kernsysteme für eine durchgängige Dateninformation.
Hrvoje Petrovic bringt eine sehr treffende Aussage rund um die neuen Themen auf den Punkt: “Just do it and then talk about it!”
![Hrvoje Petrovic, Digital Unit – Gruppenleiter Bau Prozess Management, PORR AG]()
Hrvoje Petrovic, Digital Unit – Gruppenleiter Bau Prozess Management, PORR AG
Erich Schuster, Österreichische Lotterien GmbH
„From Agile to Awesome“ heißt es bei den Österreichischen Lotterien. 2012 wurde die Umstellung auf Agile Development gestartet. Erkenntnis daraus: man muss sich ständig neu erfinden, offen sein für Neues ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Als Folge hat sich die komplette Unternehmenskultur gemeinschaftlich verändert: verstärkte Mitarbeitereinbindung, Diversity in teams sowie Customer Centric Innovation, sind nur einige Schlagworte.
Wir bekommen Beispiele aufgezeigt, wie Innovation im Unternehmen gefördert werden kann. Wem nutzt die modernste Technologie, wenn die MitarbeiterInnen nicht abgeholt werden. Erich Schuster empfiehlt eine Team-Reise ins Sillicon Valley, um sich Inspiration von den Großen, wie Google & Co zu holen. Bei den Österreichischen Lotterien ist dies voll aufgegangen und man kam zurück mit unglaublich vielen Ideen und Tatendrang. Die Folge: Es wurde ein Innovation Hub eingerichtet, um neue Dinge ausprobieren zu können – nicht nur virtuell, sondern auch als tatsächlichen Raum, der für Kreativität und Innovation genutzt werden kann.
Eine interne „Awesome Challenge“ wurde initiiert und das Siegerteam durfte 3 Monate lang 80% der Arbeitszeit der Innovation widmen. Das hatte auch einen positiven Impact auf das Image hinsichtlich Employer Branding – Mitarbeiter sind Teil der Zukunft!
![Erich Schuster, CIO, Österreichische Lotterien GmbH]()
Erich Schuster, CIO, Österreichische Lotterien GmbH
Q&A Session
Im Anschluss standen alle Speaker dem Publikum zur Verfügung. Es wurde rege zu interessanten Fragen diskutiert, wie z.B.
- Wird es in Zukunft noch Branchen geben?
Man war sich einig, dass es zwar noch Branchen geben wird, aber eine Verschwimmung von Bereichen bereits passiert – teilweise beginnen Konzerne wie Amazon bereits zu bauen. - Neben den vielen neuen Möglichkeiten gibt es immer strengere Regulatoren, wie z.B. die aktuell in aller Ohren verankerte EU DSGVO – was tut das mit uns in Hinsicht auf die Digitalisierung? Auch hier gilt das Konzept der Individualisierung – jeder entscheidet für sich, ob er Daten freigibt oder nicht.
- Welche Anforderungen an Bildung ergeben sich durch die Digitalisierung?
Nicht was heute gebraucht wird, gehört gelehrt. Man sollte sich viel mehr die Frage stellen, wo in Zukunft der Bedarf liegen wird: Schwerpunkt auf soziale Gefüge mit IT, Umgang mit Privatsphäre oder Fake-News, … - Was wird es in 20 Jahren nicht mehr geben?
Eine spontane Antwort aus der Expertenrunde: eigene Hardware, denn Cloud ist die IT der Zukunft!
Dies waren nur einige Fragen aus der höchst spannenden Q&A Session, die ich moderieren durfte. Wenn Sie Interesse an einem persönlichen Austausch haben, zögern Sie bitte nicht mich zu kontaktieren, ich freue mich darauf!
![QA-Session_Expertenfrühstück]()
Übrigens, am Ende der Veranstaltung haben wir die Teilnehmer in einer Online-Umfrage um ihre Selbsteinschätzung gebeten, wie fit sie sich für die Zukunft aufgestellt sehen. Mehr als die Hälfte scheinen gut gerüstet zu sein:
![Zukunftsfit_Umfrage]()
Bei den Zukunftsthemen hat sich ein sehr ausgewogenes Bild gezeigt:
![Zukunftsthemen]()
Fazit
Für mich war es eine feine Abwechslung, einmal in die Rolle der Moderatorin zu wechseln. Es war eine Ehre und ein Vergnügen, mit so vielen kompetenten und erfolgreichen Menschen auf der Bühne zu stehen. Schon in der Vorbereitung zum Event habe ich rasch gemerkt, hier habe ich es mit routinierten ExpertInnen zu tun. Vorbereitung ist ein gutes Stichwort, denn nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung. Wenn Sie am 18. April beim Expertenfrühstück dabei waren, hoffe ich, Sie haben sich einige Impulse für den Arbeitsalltag mitnehmen können.
Sollten Sie es diesmal nicht geschafft haben: ich freue mich darauf, Sie beim nächsten Mal begrüßen zu dürfen. Schon im Herbst wird es eine Veranstaltung rund um „Connected Enterprise“ geben. Infos dazu finden Sie bald auf unserer Webseite.
>> Zur Fotogalerie: Expertenfrühstück SPECIAL EDITION
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